Trassenführung in Offenburg: Kampfansage der Anwohner

Zoff um den Offenburger Autobahn-Zubringer Süd: Die vermeintliche Konsens-Trasse von Oberbürgermeisterin Edith Schreiner stößt in den Südwest-Stadtteilen auf klare Ablehnung.

  1. Wie verläuft die Trasse des Autobahn-Zubringers in Offenburg? Foto: Christian Mller - Fotolia

  2. Wie verläuft die Trasse des Autobahn-Zubringers in Offenburg? Foto: Christian Mller - Fotolia

Im jahrelangen Streit um die richtige Trassenführung für einen Autobahn-Zubringer Offenburg-Süd zeichnet sich noch immer keine Lösung ab. Zwar hatte Oberbürgermeisterin Edith Schreiner Mitte Oktober nach Gesprächen mit Hohbergs Bürgermeister Klaus Jehle eine Variante präsentiert, von der sie sich Zustimmung auch in den südlichen Offenburger Stadtteilen erwartete. Doch weit gefehlt: “Wir werden sie nicht hinnehmen”, stellt der Arbeitskreis Südzubringer aus Hildboltsweier jetzt klar.

Die Kehrtwende

Seit nunmehr 17 Jahren wird über den Bau eines Autobahn-Zubringers Offenburg-Süd diskutiert. Zuletzt kochte die Diskussion im April 2014 hoch, als die Offenburger Südstadtteile Hildboltsweier, Albersbösch und Uffhofen massiv Sturm liefen gegen die Variante 4 (siehe Grafik) vor ihrer Haustüre. Ihr Protest war erfolgreich – und löste eine glatte Kehrtwende aus. Noch 2001 hatte sich der Offenburger Gemeinderat mit 35-Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen und acht Enthaltungen klar positioniert. Bei einer stark besuchten Bürgerversammlung im Jergerheim sprachen sich Vertreter aller Fraktionen schließlich gegen Variante 4 aus. Diese Trasse war bis dahin auch im Zweckverband für das Gewerbegebiet Hochdrei, dem außer Offenburg auch Hohberg, Schutterwald, Durbach und Ortenberg angehören, die einzige Konsens-Trasse. Insbesondere Hohberg hatte sich vehement gegen jede andere Variante auf seiner Gemarkung gewehrt.

Die Kompromiss-Suche

Zahlreiche Trassenführungen waren in den vergangenen Jahren angedacht – jetzt brachte Oberbürgermeisterin Edith Schreiner mit den nahezu identischen Varianten 7 und 8 zwei weitere ins Spiel. Der Verkehr aus dem Kinzigtal wird dabei nach dem Verlassen der B 33 auf einer neuen Trasse in südwestliche Richtung geführt und passiert am südlichen Rand die Justizvollzugsanstalt, durchschneidet das Flugplatzareal und schwenkt nördlich der beiden Seen, um dann einen Schwenk in nordwestlicher Richtung zu machen und in den nicht umstrittenen westlichen Teil der Variante 4 einzumünden. OB Schreiner glaubte, dass diese neue Variante “sowohl in Hohberg als auch in den südlichen Offenburger Stadtteilen” Zustimmung finden könnte. Sie hatte freilich schon vor eineinhalb Jahren deutlich gemacht, dass der Ratsbeschluss von 2001 keineswegs so ohne weiteres zu kippen ist: “Nur wenn wir es schaffen, dass alle Gemeinden im Zweckverband Gewerbegebiet Hochdrei zustimmen, kriegen wir die V 4 weg.” Schien jetzt mit den Varianten V7/V8 ein Kompromiss gefunden, so flatterte der OB jetzt aus Hildboltsweier das neue Veto ins Rathaus.

Die Kampfansage

Nach Bekanntwerden der neuen “OB-Variante” hat sich der Arbeitskreis Autobahn-Zubringer Süd der Einwohnergemeinschaft Hildboltsweier mit den neuen Plänen befasst. Sein Sprecher Karl Bäuerle teilte am Mittwoch mit: “Große Enttäuschung und Unverständnis bezüglich der beiden fast deckungsgleichen V7/V8 beherrschte die Diskussion.” Es sei nicht nachvollziehbar, dass die OB über die Presse trotz der bekannten Einwände der Betroffenen – Bürgerschaft, Vereine, Gaststätten Firmen – nun einen Plan mit fast denselben Belastungen präsentiere. Es komme hinzu, dass ein mit Naturschutzpreis bedachtes Feld tangiert würde und vor allem der Königswald noch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden solle. Dies ziehe für die Tier- und Pflanzenwelt eine weitere Verschlechterung nach sich. “Aber für uns Menschen bedeutet dies auch, dass die Durchschneidung des Naherholungsgebiets noch härter ausfällt und die in der Bevölkerung beliebte nahe gelegene Freizeit- und Erholungsfläche zugrunde gerichtet wird.”

“Wir werden uns vehement dagegen stemmen, dass eine V7/8 als ernsthafte Alternative zur nicht konsensfähigen V4 in den Verkehrswegeplan aufgenommen wird.” Karl Bäuerle

Der Flugplatz werde durch das Kappen der Rollbahn von etwa 1200 Meter Länge auf nur noch etwa 650 Meter gestutzt und in seiner Existenz bedroht. Die bisherige Hauptrichtung für Start und Landung müsste zudem gedreht und folglich über die Wohnbebauung gelenkt werden – was mehr Lärm brächte. “Der Arbeitskreis fragt Sie, ob diese ebenso schlechte Alternative zur V4 das Ergebnis eineinhalbjähriger Verhandlungen mit Hohberg sind?”, schreibt Karl Bäuerle an die OB. Hohbergs Bürgermeister Jehle halte die Straßenführung weitgehend aus seiner Gemarkung heraus, während Offenburg wie bisher auch die Hauptbelastung trage. Der Arbeitskreis stellt klar, dass die OB weder für die Trasse V4 noch für “die Scheinalternativen V7 und V8″ auch nur die geringste Akzeptanz in der Bevölkerung erhalten wird: “Wir werden sie nicht hinnehmen!” Bäuerle kündigt an, dass man nicht auf ein Planfeststellungsverfahren warten will, um gehört zu werden: “Wir werden uns vehement dagegen stemmen, dass eine V7/8 als ernsthafte Alternative zur nicht konsensfähigen V4 in den Verkehrswegeplan aufgenommen wird.” Noch für November wird eine Bürgerinfo gefordert.

Presseartikel der Badischen Zeitung:  Peter Seller

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