Offener Brief, Gewerbegebiet auf Flugplatz Offenburg: BUND und Nabu intervenieren

Die Stadt Offenburg möchte neue Flächen zur Gewerbeentwicklung erschließen, heißt es in einem offenen Brief vom BUND-Umweltzentrum Offenburg und dem Nabu Offenburg. Bei der in diesem Zusammenhang erstellten Potentialanalyse sei deutlich geworden, dass die verfügbaren Flächen inzwischen sehr knapp werden. Das Gebiet des Sonderlandeplatzes sei dabei insbesondere aus Gründen der Eigentumsverhältnisse als besonders geeignet für künftige Gewerbeentwicklung angesehen worden.

Die Ergebnisse der Potentialanalyse würden jedoch zeigen, dass Fläche begrenzt und ein unendliches Wachstum auf einer endlichen Fläche nicht möglich ist. Grund und Boden sei nicht vermehrbar und wachse nicht nach. Deshalb habe die Landesregierung auch das Ziel formuliert, den Flächenverbrauch zu reduzieren und bis 2035 auf Netto-Null abzusenken.

“Bestreben ist falsch”

“Wir halten das Bestreben, jetzt auf dem ausgewählten Standort noch einmal so viel Gelände wie möglich für Gewerbetreibende zur Verfügung zu stellen, für falsch”, heißt es im Brief. Sie beschneide das Entwicklungs- und Handlungspotential künftiger Generationen. “In unseren Augen ist schon der Flächenverbrauch von zehn Hektar, den man ohne Aufgabe und Verkürzung der Landebahn zu Verfügung hätte, in heutigen Zeiten und in Bezug auf das Ziel der Landesregierung zum Flächensparen kritisch zu sehen.” Es gelte, endlich auch bei Gewerbegebieten den Druck auf flächenschonende Bebauung zu erhöhen.

Unter diesem Aspekt wäre eine Gewerbefläche ohne Einschränkungen der Gebäudehöhe tatsächlich zu bevorzugen. Hochregallager benötigen laut Mitteilung jedoch längst nicht alle Gewerbetreibenden, und es gebe sicherlich auch kleinere Firmen, die nicht gleich fünf oder zehn Hektar Gelände am Stück benötigen.

Zusätzlich sollte dringend geprüft werden, ob die Erweiterung bestehender Gewerbeansiedlungen in die Höhe statt in der Fläche erfolgen kann. Eventuell könne die Stadt hier bestehende Hindernisse ausräumen beziehungsweise Anreize dazu setzen.

“Auch unter Umwelt- und Klimaschutzaspekten, die immer drängender werden, halten wir die geplante Ausweisung eines größeren neuen Gewerbegebietes auf dem Sonderlandeplatz für bedenklich”, wird im offenen Brief formuliert. Zwar seien die Naturschutzverbände keine Befürworter von Privatfliegern und die Landebahn selbst stelle als bereits versiegelte Fläche aus naturschutzfachlicher Sicht kein schützenswertes Gelände dar, doch die angrenzenden Wiesen seien unbedingt schützenswert. Sie wurden jahrelang extensiv gepflegt, seien dadurch ökologisch wertvoll und ein Vorbild für Bemühungen um mehr Biodiversität auf unseren Grünflächen.

Viel Treibhausgase

Eine Erschließung und Überbauung des Geländes insgesamt versiegele weiteren Boden und erzeuge beim Bau große Mengen an Treibhausgasen. Auch ein Anschluss an die Schiene, wie ihn der BUND schon seit Jahren für neue Gewerbegebiete fordere, sei nicht vorhanden.

Der BUND bitte die Verwaltung und den Gemeinderat deshalb, die oben genannten Argumente bei der Entscheidung zu berücksichtigen und “die Reduktion des Flächenverbrauchs endlich nicht nur auf dem Papier zu vertreten, sondern auch umzusetzen, wenn entsprechende Beschlüsse anstehen.” Unterschrieben haben den offenen Brief, adressiert an Oberbürgermeister Marco Steffens und die Gemeinderäte, Petra Rumpel (BUND) und Bergit Bergmann (Nabu).

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