Chronik

Vom Exerziergelände zum modernen Verkehrslandeplatz – ursprünglich für den Luftverkehr gedacht.
Noch während der Eröffnungsfeier landeten die ersten der annähernd 200 Maschinen, die am Donnerstag im Rahmen des Deutschlandflugs den neuen Offenburger Verkehrslandeplatz anflogen.
Wie an anderer Stelle berichtet, wurde der Verkehrslandeplatz .Offenburg nach Abschluss der Baumaßnahmen am Donnerstag wiedereröffnet. Bei der Freigabe für den Luftverkehr hielt Oberbürgermeister Grüber nachfolgenden Rückblick auf die Entwicklung des Offenburger Flugplatzes:
Der Verkehrslandeplatz Offenburg hat eine Geschichte, die bis in das Jahr 1919 zurückreicht. Bis zum Ende des ersten Weltkrieges war der größte Teil des heutigen Flugplatzes als Exerzierplatz von den hier stationierten Truppen verwendet worden. Das in sich arrondierte Exerzierplatzgelände veranlasste den Bund Deutscher Flieger e.V. bereits im Oktober 1919, an die Stadt heranzutreten mit dem Ersuchen, ihm Gelände für den Flugsport zu überlassen, Ab diesem Zeitpunkt wurde das Gelände bis zum heutigen Tag nur noch vom Flugbetrieb in Anspruch genommen.
Der Antrag des Bundes der Deutschen Flieger veranlasste den Gemeinderat, an 15. Juli 1920 über die Wiederverwendung des Geländes zu beraten, und er beschloss in diesem Zusammenhang u. a.: „Der Stadtrat ist aber der Meinung, dass die Angelegenheit nicht außer acht gelassen werden soll, denn Offenburg sei, wie kein anderer Platz, für eine Landestrecke geeignet“.
Im Sommer 1924 trat sodann die Fliegergruppe Karlsruhe an die Stadt heran, um in Offenburg einen Flughafen zu eröffnen. Auch der Verkehrsverein Offenburg wies zur selben Zeit die Stadtverwaltung darauf hin, welche Bedeutung ein Landeplatz für Stadt hat. Aber nicht nur dem propellerangetriebenen Flugzeug sollte der Platz damals dienen, sondern dem gleichzeitig aufkommenden Luftschiffverkehr, der seinerzeit erfolgversprechend erschien.
Der Gemeinderat beschloss am 17. November 1924, für die Einrichtung des Flugverkehrs Frankfurt – Basel – Konstanz einen Betrag von 20 000,– Reichsmark aufzubringen. Damit war gleichzeitig die Absicht verbunden, das Flugplatzgelände der badischen Luftverkehrsgesellschaft kostenlos zur Verfügung zu stellen. Es ist erwähnenswert, dass der Gemeinderat in der soeben zitierten Sitzung u. a. bereits die „Wichtigkeit des Flughafenunternehmens jetzt und in der Zukunft allseits anerkannte“.
Das Unternehmen konnte allerdings nicht verwirklicht werden, weil sich der geplante Flugplatz innerhalb der entmilitarisierten 50-km-Zone nach dem damals abgeschlossenen Friedensvertrag befand. Dessen ungeachtet befasste sich die Stadtverwaltung auch in der Folgezeit mit dem Ausbau des Flugplatzes und holte Angebote zur Errichtung einer Flugzeughalle ein. Zu jener Zeit bestand schon die Absicht, einen Linienverkehr für Kurzstrecken einzurichten, dem sich die Luftverkehrsgesellschaft „Schwarzwald mbH – Freiburg i. Br.“ widmete. Sie forderte die Stadt zur Beteiligung auf. In den folgenden Jahren bemühten sich Stadtverwaltung und Verkehrsverein immer wieder, das Verbot des Friedensvertrages zu durchbrechen, zumal der Flugplatz in der Zwischenzeit den Charakter eines Notlandeplatzes angenommen hatte.
Aus dieser Anfangsentwicklung heraus wäre ein Ereignis wiederzugeben, das uns heutige Offenburger schmunzeln lässt: Am 30. April 1927 musste ein Passagier- und Postflugzeug der Deutschen Lufthansa auf den Wiesen der „Oberen Bannbösch“, wo sich heute der OFV-Sportplatz befindet, notlanden. Für die von der Notlandung hinterlassenen Spuren des Fahrwerkes wurde der Lufthansa von der städtischen Grundstücksverwaltung eine Rechnung in Höhe von 50,– Mark zugestellt, die dann allerdings – auf Einspruch hin – großzügig erlassen wurden.
1928 war es wieder der Verkehrsverein, der die Stadt auf die Bedeutung des Luftverkehrs hinwies und empfahl, den Flugplatz Offenburg als Luftschiffhafen auszubauen. Die Stadt bekundete ihrerseits das Interesse am Luftverkehr, in dem sie das ehemalige Exerzierplatzgelände mehrfach für Luftsportveranstaltungen zur Verfügung stellte, was jeweils viel Ärger mit den Wiesenpächtern einbrachte. Anfang der 30er Jahre erschien die Entwicklung des Flugplatzes Offenburg völlig bedroht, denn die Vorschriften in der „neutralen Zone“ wurden noch schärfer als zuvor beachtet. Zu den zwölf in der „neutralen Zone“ sodann freigegebenen Flugplätzen zählte auch Offenburg, weshalb die Stadt einen entsprechenden Zulassungsantrag beim damals zuständigen Badischen Ministerium des Innern einreichte.
Mit der Bebauung des Ortsteiles „Hildboltsweier“ wurde am 29. Oktober 1932 begonnen. Von diesem Zeitpunkt an begann eine Entwicklung, nach der die Bebauung und die Belange des Flugplatzes aufeinander abgestimmt wurden. Nur aus dieser gegenseitigen Übereinstimmung war es möglich, das Gelände für die Anlage eines Flugplatzes noch offen zu halten, wozu die Stadt erstmals im November 1935 eine Anlagegenehmigung erhielt. Allerdings wurde aus unerklärlichen Gründen hierzu niemals eine Betriebserlaubnis erteilt, und das Flugplatzgelände galt lediglich als Privatlandeplatz oder als Sportflugplatz zu dessen Benutzung nur wenige Landeerlaubnis erhielten.
Das vom Luftverkehrsamt Stuttgart zur Errichtung geforderte Flugwachtdienstgebäude wurde erstellt und diente bislang als Flugleitungsgebäude. In der Zeit des zweiten Weltkriegs kam der Sport- und Linienflug zum Erliegen. Das Flugplatzgelände wurde durch Sperreinrichtungen unbenutzbar gemacht. Schließlich führte die Nahrungsnot dazu, dass im Frühjahr 1945 der Offenburger Flugplatz zur uneingeschränkten landwirtschaftlichen Nutzung freigegeben wurde.
Viel Privatinitiative gehörte dazu, um das zweckentfremdete Flugplatzgelände einzuebnen und Anfang der 50er Jahre den Flugbetrieb wieder aufnehmen zu können. So wäre zu erwähnen, dass auf dem Flugplatzgelände von Offenburg der erste Modellflugwettbewerb nach dem Kriege stattfand. Aus dem mutigen Beginnen der Fliegergruppe Offenburg entstand wieder ein Sportflugplatz.
1961 befasste sich die Stadtverwaltung mit dem Gedanken, den Flugplatz in ihre Halterschaft zu übernehmen und ihn der allgemeinen Luftfahrt zur Verfügung zu stellen. Den hierzu entscheidenden Beschluss fasste der Gemeinderat im Juni 1962. Es dauerte bis zum 7. September 1967, bis die Vorarbeiten so weit gediehen waren, dass die Landeplatzeröffnung erfolgen konnte, Damit wurde das Gelände zu einem Verkehrslandeplatz bescheidenster Art mit einer Gras- Start- und Landebahn. Dass der Gemeinderat mit seinem Beschluss, den Landeplatz in seine Halterschaft zu übernehmen, richtig gehandelt hat, beweisen die Flugbewegungen, die im Jahre 1972 die beachtliche Zahl von 22 000 erreichten.
Die Lösung städtischer Verkehrsprobleme im Zusammenhang mit der Verbindungsstraße Süd war sodann Anlass, die Planung und Projektierung für den endgültigen Ausbau des Verkehrslandeplatzes in Angriff zu nehmen. Hierzu fasste der Gemeinderat am 1. Juli 1974 seinen Grundsatzbeschluss. Es dauerte nun sieben Jahre, bis nach Abschluss der Planung und Sicherstellung der Finanzierung nun der Verkehrslandeplatz dem allgemeinen Luftverkehr wieder übergeben werden konnte.