Badische Zeitung vom Dienstag, 15. Mai 2007

Vereinen droht nun doch Flugverbot Fliegergruppe und Aero-Club sollen entgegen früherer Angaben der Gefängnisbaustelle weichen und bangen um ihre ExistenzVon unserem Redakteur Helmut SellerOFFENBURG. Der Fliegergruppe und dem Aero-Club Offenburg droht nun entgegen früherer Aussagen der Behörden (BZ vom 18. April) doch ein Flugverbot. Stimmen die jüngsten Signale, dann müssen die Vereine den Flugbetrieb einstellen, weil die Kräne der nahen Gefängnisbaustelle zu weit in den Sicherheitsraum über dem Flugplatz ragen. Auch dem beliebten Fliegerfest im September droht das Aus. Nach Behördenaussage von gestern ist das letzte Wort jedoch noch nicht gesprochen.Bereits am vergangenen Freitag hätten draußen auf dem Königswaldfeld acht Kräne der Firma Züblin gestellt werden sollen, von denen der höchste um die 45 Meter hoch ist. Die Zeit drängt, der Bau muss voran gehen. Eigentlich hätte der Schriftkram längst erledigt sollen. Dass es monatelange Verzögerungen gab, lag wohl auch daran, dass der beim Regierungspräsidium Freiburg zuständige Mitarbeiter vor der Pensionierung stand und der Sache ein wenig der Nachdruck fehlte. Noch am 17. Mai hatte ein Sprecher der Behörde gegenüber der BZ jedoch erklärt: “Wir gehen davon aus, dass ein Flugverbot vermieden werden kann.” . Und für Wolfgang Sandfort, bei der Stadt für den Flugplatz zuständig, war ein Flugverbot “kein Thema” . Keine vier Wochen später hat sich das Blatt gewendet.Gestern Vormittag wurden Vertreter der beiden Offenburger Fliegervereine von der Stadt im Rathaus mit einem Fax der Deutschen Flugsicherung konfrontiert, wonach die Kräne der Firma Züblin in die so genannte seitliche Hindernisfreifläche ragen, die für den Flugbetrieb aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben ist. Während der Burda-Konzern sowie die Kunden der Firma Konprecht — sie lackiert Flugzeuge — nach wie vor in Offenburg landen dürfen, sollen sich die Vereine schon einmal nach Alternativen umschauen. Nicht nur für Andreas Ritter, den Vorsitzenden der Fliegergruppe, kam die Botschaft gestern völlig überraschend: “Ich ging davon aus, dass ein Kompromiss gefunden werden kann.” Für den rund 60 Mitglieder großen Verein und Hauptpächter der Stadt für den Platz, hätte ein Flugverbot spürbare Folgen. Zwar könnten die Motorflieger theoretisch nach Lahr ausweichen. Doch das will nicht jeder: “Leute, die zum Teil seit Jahrzehnten in Offenburg fliegen, tun sich in Lahr schwer.” Zudem müsse man dort nochmals eine Halle mieten. Ein Ausweichen der Segelflieger nach Ettenheim-Altdorf wäre aufgrund der dortigen Gegebenheiten noch schwieriger. Und man hätte keinen Clubraum mehr als Treffpunkt. “Es ist eine harte Aufgabe, die auf uns zukommt” , sagt Ritter. Horst Armbruster, Segelflugreferent der Fliegergruppe, sieht Motor- und Segelflieger als Einheit. Er befürchtet: “Der Verein wird auseinander gerissen.”“Wenn die Stadt den Flugplatz für ein Jahr zumacht, dann ist er tot.”Volkmar Salm, Vorsitzender des 30 Mitglieder (und vier Flugzeuge) großen Aero-Clubs, geht gar noch weiter und schließt eine “Salamitaktik” nicht aus: “Wenn die Stadt den Flugplatz ein Jahr lang zu macht, dann ist er tot.” Salm will kurzfristig eine Vorstandssitzung einberufen und denkt auch über juristische Schritte nach. Das Entwicklungspotenzial mit neuen Mitgliedern und neuen Flugzeugen werde dem Aero-Club genommen. Neben der Gefahr, dass die Mitglieder “davonlaufen” , müsse man auch über den finanziellen Schaden für den Verein reden. Nicht zuletzt stelle sich die Frage, warum fremde Flieger, wie etwa die Kunden der Firma Konprecht, nach wie vor in Offenburg landen dürfen: “Warum traut man das einheimischen Piloten, die den Platz viel besser kennen, nicht zu?”Im Regierungspräsidium befasst sich inzwischen bereits der Vizepräsident mit dem Thema. “Wir führen noch Gespräche” , sagt Behördensprecher Matthias Henrich. Das bestätigt auch Wolfgang Grether Leiter des Amtes Freiburg von “Vermögen und Bau Baden Württemberg” . Er stellt klar: “Der Flugbetrieb ist ein Problem.” Im Moment sei man dabei mehrere Varianten zu prüfen, das Flugverbot sei eine der Optionen: “Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen” , so Greter. Allerdings bleibe auch nicht mehr viel Zeit: “Wir wollen die Arbeiten ja nicht behindern.”

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